Anzahl der Beiträge : 104 Anmeldedatum : 15.10.10 Ort : Thüringen
Thema: Durchgehört: Herr von Grau - "Revue" Sa Okt 16, 2010 3:40 pm
01. Anfang 02. Revue 03. Das Schloss feat. Chefket 04. Guido 05. Vergesslich 06. Ruf die Bullen 07. an 08. Dicht 09. Spatzen vs. Kanonen 10. Risiko 11. Egocreme 12. Egoflash 13. Beischlaf 14. Gehirnfurz 15. Maskenball 16. Menschenhass 17. Trauermarsch 18. Hoffmann 19. Ende
Herr von Grau, das 2-Mann-Rap-Projekt aus Berlin, warf mit “Revue” das dritte Album auf den Markt. Im namengebenden Titeltrack heißt es: “Sinnlos fröhlich wie ne große Revue/ und im nächsten Augenblick dann gleich zu Tode betrübt/ Oben oder Unten, mann was soll denn das bitte?/ ich glaub mir fehlt die goldene Mitte“.Dies beschreibt sehr genau, was einem auf diesem Album erwartet: Ein enormes Facettenreichtum und der ständige Wechsel zwischen Extremen. Leichte, unterhaltsame Kost trifft auf tief schürfende Seeleninnenansichten; alles untermalt mit wieder einmal nur hausgemachten Instrumentals, die, egal ob funky-jazzig, oder düster-elektronisch auf höchsten Niveau produziert sind. Alles in Allem eine aufregende musikalische Reise, durch eine zerrissene menschliche Seele, ehrlich und ungeschönt. Das erste Mal sind auch Features auf einem Album der grauen Herren zu finden. Chefket (Edit Entertainment) und Jen tragen ihren Teil dazu bei, dass dieses Album eindeutig das abwechslungsreichste aus dem Hause Grau geworden ist. Eingeleitet wird das Album durch ein mit Geräuschen durchdrungenem Intro. Der folgende Song, welcher den gleichen Namen, wie das Album an sich trägt, beschäftigt sich mit den Gemüts- & Launenschwankungen der Menschen & Herr v. Grau selbst. Der Beat verleiht ihm eine ruhige Stimmung. Einen extrem schön eingesungenen Refrain bekommt man von Chefket im Track „Das Schloss“. Thema sind Tage & Stimmungen, in denen man einfach nicht aus dem Haus geht & sich sozusagen in seiner Wohnung, seinem Schloss, einschließt & für sich allein ist. Der ein oder andere kann sich wahrscheinlich hier selbst wiederfinden. Entspannend, Ruhig, Gut. Etwas rasanter wird es im Track „Guido“ welcher sich mit Guido Westerwelle beschäftigt, welcher ordentlich auf die Schippen genommen wird. Herr von Grau hat wohl eine Schwäche…Vergesslichkeit! Über diese rappt er auf den Album auch & die ein oder andere Line bringen den Hörer zum Lachen. Schlechter Tag, Down, ungerecht behandelt usw. – das Thema von „Ruf die Bullen“. Ein weiterer Track, dessen Inhalt man sicherlich in manchen Lebenssituationen nachvollziehen kann. „Dicht“ – dem Titel entsprechend ist das Thema Programm ->Alkohol, Filmriss, Kopfschmerzen, Verpeilt…! Der Track „Risiko“ könnte eigentlich den Namen Revue tragen. Herr von Grau blickt in diesem Song zurück auf alte Zeiten & beschäftigt sich zugleich mit der begrenzten Zeit auf Erden. In den Mittelpunkt des Songs „Egoflash“ rückt sich Herr v. Grau selbst. Der Titel verrät auch die Art des Inhaltes. Etwas freizügiger wird es im Track „Beischlaf“ bei dem Handeln statt zuviel Nachdenken im Vordergrund steht. Einen weiteren ruhigen Track bekommt man mit „Maskenball“ geboten, in welchem Herr von Grau lyrisch, wie immer, gut zu überzeugen weiß. Eine komplett andere Seite von ihm wird in „Menschenhass“ offenbart. Ein fiktiv gewaltdarstellender Track, der von einigen sicher nachzuvollziehen ist. Eine sehr coole Hook unterstützt Herr v Grau in diesem Track um diesen zu einen der besten des Albums zu machen. Eine Abtreibung ist eine schwere Entscheidung, die man später bereuen könnte. Dies wird im Track „Trauermarsch“ erzählt. Man denkt später, wie das Leben wohl ohne Abtreibung gewesen wäre, wie alt das Kind wäre & was es wohl gerade so machen würde. Im Großen & Ganzen ein sehr gelungenes Album! Auffallend ist, dass viele Tracks mit Blechblasinstrumenten-Einspielungen beattechnisch verstärkt wurden. Herr von Grau weiß lyrisch & raptechnisch auf voller Linie zu überzeugen! Gute Arbeite, Herr von Grau!